Pressemitteilungzur Jahrestagung der Schlangenexperten des Vereins „VIPERA“

Foto: Daniel Bohle

Schlangenforscher trafen sich in Rathenow

 

Am letzten Wochenende, vom 1. bis zum 3.8., trafen sich 25 Amateur- und Berufsforscher des Fachverbandes Venture for Interconnection, Protection, Education and Research in Adders e.V. oder kurz „VIPERA“ in der Ökologischen Station Gülper See bei Rathenow zu ihrer Jahres-Hauptversammlung. Sie nutzten die Gelegenheit, sich ein Bild über lokale Vorkommen der in Brandenburg vom Aussterben bedrohten Kreuzotter zu machen. Die seltene Schlangenart lebt bevorzugt in Mooren und in der Nähe von Gewässern. Exkursionen in regionale Schutzgebiete zeigten einen zum Teil erschreckenden Zustand der Lebensräume. Hauptproblem, da waren sich die Teilnehmenden einig, ist die Entwässerung der Moore. Metertiefe Gräben entziehen ihnen das existenzielle Grundwasser. Kleingewässer, unverzichtbar für die Reproduktion der Amphibien – die wichtige Futtertiere für die jungen Kreuzottern sind –, lagen trotz der vorangegangenen starken Niederschläge vielerorts trocken.

Harry Wölfel, vom VIPERA-Präsidium, beschrieb den Zustand als völlig unakzeptabel: „Gerade in Zeiten des Klimawandels und sinkender Grundwasserspiegel käme es darauf an Moore zu erhalten bzw. zu revitalisieren. Intakte Moore sind Kohlenstoffspeicher sie stabilisieren das lokale Klima und wirken als Speicher, indem sie bei Starkregen wie ein Schwamm das Oberflächenwasser aufnehmen und nur langsam über die Verdunstung wieder abgeben. Auch im Sinne des Hochwasserschutzes wirke die Entwässerung der Moore kontraproduktiv, denn die Entwässerungsgräben und nachgeordneten Flüsse wären den Hochwasserwellen oft nicht mehr gewachsen. Fließgewässer treten dann über die Ufer und fluten Agrarflächen und Wohngebiete. Ein weiterer Aspekt, nämlich das Austrocknen der vielen Kleingewässer, bewirke das Aussterben der Amphibienpopulationen, welche wiederum für viele andere Tierarten, wie z. B. die Kreuzotter, unverzichtbare Nahrungsgrundlage sind.“

Im Rahmen des Treffens wurde auch die geplante Ortsumgehung Premnitz (B 102) kritisch diskutiert und als ein erschreckendes Beispiel eines ungezügelten und längst nicht mehr zeitgemäßen Verschleißes wertvoller Naturräume bewertet.  Neben der Zerschneidung des Naturschutzgebietes (NSG) „Mögeliner Luch“ und eines Landschaftsschutzgebiets (LSG) werden auch europäische Schutzgebiete in Mitleidenschaft gezogen. Das Aussterben eines vom Straßenbau betroffenen Vorkommens der Kreuzotter – eines der letzten in Brandenburg – erscheint bei Realisierung des Vorhabens unvermeidbar.

Trotz der z. T. ernüchternden Eindrücke begeisterten sich die Teilnehmenden an der noch vorhandenen landschaftlichen Schönheit der unteren Havelniederung und am großen Engagement lokaler Akteure für den Schutz der Natur.

 

Ansprechpartner:

Norbert Otte: 015237892949;                 Sophie Schultz: 015232007146

Venture for Interconnection, Protection, Education and Research in Adders e.V.
(VIPERA)
Brunnenplatz 9 
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